
Die 60 Tage Regelung: Dein goldener Weg zur Steueroptimierung als Grenzgänger in der Schweiz
Wenn du als Deutscher in der Schweiz arbeitest, kennst du die hohen Gehälter. Doch der wahre finanzielle Segen liegt oft in einer Regelung, die viele fälschlicherweise fürchten: der 60 Tage Regelung.
Viele Grenzgänger leben in dem Glauben, sie müssten jeden Tag nach Deutschland zurückkehren, um steuerliche Nachteile zu vermeiden. Du siehst die 60 Tage Grenze als Risiko. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Wenn du aus beruflichen Gründen an mehr als 60 Tagen im Kalenderjahr nicht nach Deutschland zurückkehrst, verlierst du deinen Grenzgängerstatus. Das klingt zunächst riskant, ist aber für die meisten die beste finanzielle Entscheidung deines Lebens. Der Grund: dein Einkommen wird dann vollständig und oft viel günstiger in der Schweiz besteuert, nicht mehr in Deutschland.
Wir erklären dir, wie du diese Regelung gezielt für dich nutzt, um deine Steuerlast massiv zu senken.
Was ist die 60 Tage Regelung und warum ist sie eine Chance?
Die 60 Tage Regelung ist Teil des Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) zwischen Deutschland und der Schweiz. Sie definiert, wo dein Einkommen versteuert wird.
Normalerweise ist es so: Als Grenzgänger arbeitest du in der Schweiz, wohnst aber in Deutschland. Dein Einkommen wird daher in Deutschland versteuert. Die Schweiz behält nur eine kleine Quellensteuer von 4,5 % ein, die auf deine deutsche Steuerschuld angerechnet wird.
Hier kommt die Optimierung ins Spiel: Sobald du an mehr als 60 Arbeitstagen pro Jahr aus beruflichen Gründen nicht nach Deutschland zurückkehrst, ändert sich alles. Du giltst nicht mehr als Grenzgänger.
Die Folge: Dein gesamtes Arbeitseinkommen wird voll in der Schweiz besteuert. Die Schweiz erhebt dann die volle kantonale Quellensteuer. Im Gegenzug stellt Deutschland dein Einkommen aus der Anstellung von der deutschen Einkommensteuer frei. Da die Schweizer Steuersätze in den meisten Kantonen deutlich niedriger sind als der deutsche Spitzensteuersatz, ergibt sich oft eine enorme jährliche Ersparnis.
Beispiele: So niedrig kann die Steuer in der Schweiz sein
Hier siehst du, wie niedrig die effektive Steuerbelastung (Quellensteuer) in Hochlohnkantonen sein kann, wenn du die 60 Tage Regelung nutzt.
🇨🇭 Beispiel 1: Kanton Zug Quelle: Amt für Steuern Kanton Zug, Tarif CN 2024 Familienstand: verheiratet, 3 Kinder, Doppelverdiener Monatseinkommen: CHF 15’000 (CHF 180'000 pro Jahr) 👉 Quellensteuer: 5.40 %
= CHF 810 pro Monat
= CHF 9’720 pro Jahr ➡ Effektive Steuerbelastung: 5.4 %
🇨🇭 Beispiel 2: Kanton Schwyz Quelle: Steuerverwaltung Kanton Schwyz, Tarif C 2024 Familienstand: verheiratet, 3 Kinder Monatseinkommen: CHF 15’000 (CHF 180'000 pro Jahr) 👉 Quellensteuer: rund 4.9 %
= CHF 735 pro Monat
= CHF 8’820 pro Jahr ➡ Effektive Steuerbelastung: 4.9 %
Der Schock: Was du im Vergleich in Deutschland zahlen würdest
Jetzt halten wir die Schweizer Zahlen (ca. 9.720 CHF) gegen die deutsche Steuerlast für dasselbe Einkommen. Wenn du als normaler Grenzgänger in Deutschland steuerpflichtig bleibst, sieht die Rechnung (stark vereinfacht bei 180.000 € zu versteuerndem Einkommen, verheiratet, 3 Kinder) so aus:
🇩🇪 Beispiel Deutschland (Standard Grenzgänger) Einkommen: 180'000 € (ca. 180'000 CHF) Familienstand: verheiratet, 3 Kinder (Steuerklasse III/V oder IV/IV)
👉 Einkommensteuer (Splitting): ca. 53.800 € 👉 Solidaritätszuschlag: ca. 1.650 € 👉 Kirchensteuer (z.B. 9%): ca. 4.840 €
= ca. 60.290 € pro Jahr ➡ Effektive Steuerbelastung: ca. 33.5 %
Selbst wenn du die 4,5% (ca. 8.100 CHF) Schweizer Quellensteuer anrechnest, bleibt die deutsche Steuerlast erdrückend hoch.
Deine massive Steuerersparnis durch die 60 Tage Regelung
Der Vergleich macht es deutlich. Durch die gezielte Nutzung der 60 Tage Regelung tauschst du eine deutsche Steuerlast von über 33% gegen eine Schweizer Steuerlast von rund 5%.
Deutsche Steuerlast: ca. 60.290 € Schweizer Steuerlast (Zug): ca. 9.720 CHF
Deine ungefähre Steuerersparnis pro Jahr: Über 50.000 €
Du siehst: Es ist finanziell extrem attraktiv, die 60 Tage Grenze bewusst zu überschreiten.
Wie nutzt du die 60 Tage Regelung strategisch?
Das Ziel ist es, die Grenze von 60 Tagen bewusst zu überschreiten. Wichtig ist: Es zählen nur Tage, an denen du aus beruflichen Gründen nicht an deinen deutschen Wohnsitz zurückkehrst. Private Übernachtungen bei Freunden oder für Freizeitaktivitäten zählen nicht.
Was gilt als "Nichtrückkehrtag"?
Um die 60 Tage zu erreichen, müssen objektive berufliche Gründe vorliegen. Die Finanzämter erkennen typischerweise folgende Gründe an:
Unzumutbarkeit der Rückkehr: Dies ist der häufigste Weg. Die Rückkehr gilt als unzumutbar, wenn dein Arbeitsweg mehr als 110 Kilometer beträgt oder die einfache Anfahrtszeit mehr als 1,5 Stunden dauert. Jeder Tag, an dem du bei dieser Distanz nicht zurückkehrst, zählt.
Mehrtägige Geschäftsreisen: Wenn dein Arbeitgeber dich auf mehrtägige Dienstreisen schickt und die Kosten übernimmt, zählen diese Tage.
Vertragliche Wohnsitzpflicht: In seltenen Fällen kann der Arbeitgeber eine vertragliche Anwesenheit in der Schweiz vorschreiben.
Dienstreisen in Drittstaaten: Auch eintägige Geschäftsreisen nach beispielsweise Frankreich oder Österreich können zählen, wenn eine Rückkehr nach Deutschland am selben Tag nicht mehr möglich oder zumutbar ist.
Kostenübernahme durch Arbeitgeber: Wenn dein Arbeitgeber die Unterkunft und Verpflegung in der Schweiz bezahlt, ist dies ein starkes Indiz für eine berufliche Veranlassung.
Homeoffice Tage in Deutschland zählen selbstverständlich nicht als Nichtrückkehrtage.
Achtung bei Teilzeit und unterjähriger Beschäftigung
Die 60 Tage Grenze gilt für eine Vollzeitbeschäftigung über das ganze Jahr. Bei abweichenden Modellen wird die Grenze angepasst.
Formel für Teilzeitbeschäftigung: Wenn du in Teilzeit arbeitest, wird die 60 Tage Grenze proportional gekürzt. Die Formel lautet:
Erlaubte Nichtrückkehrtage = 60 × (tatsächliche Arbeitstage pro Woche / 5)
Beispiel: Arbeitest du nur 2,5 Tage pro Woche (50% Stelle), liegt deine Grenze bei nur 30 Nichtrückkehrtagen (60 × 2,5 / 5). Um die Schweizer Besteuerung zu erreichen, musst du also nur 31 Tage beruflich bedingt in der Schweiz übernachten.
Unterjährige Beschäftigung: Wenn du deine Arbeit nicht das ganze Jahr über ausübst, wird die Grenze ebenfalls angepasst. Pro vollem Arbeitsmonat rechnet man mit 5 Nichtrückkehrtagen.
Was passiert genau nach Überschreiten der 60 Tage?
Wenn du die 60 Tage Grenze (oder deine anteilige Grenze) überschreitest, informierst du das Finanzamt.
Besteuerung in der Schweiz: Die Schweiz erhebt nun die volle Quellensteuer nach dem Tarif deines Kantons. Die 4,5 % Regelung entfällt.
Freistellung in Deutschland: Dein Einkommen wird in Deutschland von der Einkommensteuer freigestellt. Es wird lediglich zur Berechnung des Steuersatzes für eventuelle andere Einkünfte herangezogen (Progressionsvorbehalt), aber die Einkünfte selbst werden nicht mehr in Deutschland versteuert.
Das Ergebnis ist in den allermeisten Fällen eine deutlich niedrigere Gesamtsteuerlast im Vergleich zur vollen Besteuerung in Deutschland.
Wichtige Abgrenzung: Nur das Gehalt wird in der Schweiz besteuert
Ein entscheidender Punkt, den du verstehen musst: Wenn du die 60 Tage Regelung nutzt, wird nur dein aktives Einkommen aus deiner Schweizer Anstellung in der Schweiz besteuert.
Dein Status ändert sich nicht für dein restliches Welteinkommen. Alle anderen Einkünfte, die du hast, bleiben voll in Deutschland steuerpflichtig.
Dazu gehören insbesondere:
Einkünfte aus Kapitalvermögen (z.B. Zinsen, Dividenden aus deinen Investments)
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (z.B. Mieteinnahmen deiner Immobilien in Deutschland)
Selbstständige Nebeneinkünfte in Deutschland
Das Einkommen deines Ehepartners, falls dieser in Deutschland arbeitet.
Diese Regelung ist also eine gezielte Strategie für dein Arbeitsgehalt, nicht für dein gesamtes Vermögen. Dein Wohnsitz und Lebensmittelpunkt bleibt steuerlich in Deutschland, nur das Gehalt wird durch das DBA der Schweiz zugewiesen.
Dokumentation: Das A und O für den Erfolg
Damit diese Strategie funktioniert, ist eine saubere Dokumentation unerlässlich. Das Finanzamt wird Nachweise sehen wollen.
Du benötigst die Formulare:
Formular Gre-1: Die Ansässigkeitsbescheinigung.
Formular Gre-3: Bestätigung über beruflich bedingte Nichtrückkehrtage.
Anlage zu Gre-3: Hier musst du die einzelnen Nichtrückkehrtage detailliert auflisten und begründen (z.B. Dienstreise, Entfernung).
Bewahre Belege wie Hotelrechnungen oder Bestätigungen des Arbeitgebers gut auf.
Fazit: Nutze die 60 Tage Regelung als Sparmodell
Die 60 Tage Regelung ist keine Steuerfalle, sondern ein erstklassiges Steuersparmodell. Während viele Grenzgänger penibel darauf achten, die 60 Tage nicht zu überschreiten, kannst du durch bewusstes Überschreiten die Steuerpflicht für dein Gehalt in die Schweiz verlagern.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Planung. Prüfe deine Entfernung zur Arbeitsstätte oder sprich mit deinem Arbeitgeber über die Möglichkeiten von Dienstreisen.
Mit der richtigen Dokumentation und einer guten Beratung kannst du deinen Grenzgängerstatus gezielt aufgeben und Tausende von Euro an Steuern sparen.
Beratung zur Steueroptimierung
Die 60 Tage Regelung ist komplex, aber das Potenzial zur Steuerersparnis ist enorm. Wenn du herausfinden möchtest, ob sich diese Strategie für dich lohnt und wie du die Nichtrückkehrtage korrekt nachweist, helfen wir dir gerne weiter.
Ein professioneller Blick auf deine individuelle Situation ist unerlässlich, um diesen Schritt sicher zu gehen.
Lass dich beraten, um deine Möglichkeiten zur Steueroptimierung als Grenzgänger voll auszuschöpfen.